Verwaltungsdesaster und VerwaltungsethikEine Veranstaltung des Instituts für Geschichte und Ethik
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Am 23. Mai 2019 findet ab 14 Uhr die Veranstaltung "Verwaltungsdesaster und Verwaltungsethik" an der Abteilung Duisburg der FHöV NRW statt
Behörden machen Fehler wie andere Organisationen auch, Fehler, mit desaströsem Ausmaß sind allerdings in der öffentlichen Verwaltung extreme Ausnahmen. Sie passieren dennoch, auch in stabilen Demokratien mit rechtsstaatlicher und professioneller Verwaltung, und wenn sie passieren, müssen sie rigoros aufgearbeitet werden, um aus den zu Grunde liegenden Fehlern zu lernen und Wiederholungsfälle auszuschließen. Von „Desastern" kann oder muss man sprechen, wenn Behörden ihre Pflichten verletzen und dadurch Menschen zu Schaden kommen. Unzureichende Prävention oder Ermittlungstätigkeit der Polizei können solche Folgen auslösen, wie die ergebnislosen Ermittlungen in der Mordserie gegen türkischstämmige Immigranten in den Jahren 2000 bis 2007 gezeigt haben, die später dem sogenannten Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) zugerechnet werden konnten. Ein weiterer krasser Fall ist das Behördenversagen bei der Planung und Organisation der „Loveparade" in Duisburg, für die eine Genehmigung erteilt wurde, die nach dem Urteil der Fachleute in der Genehmigungsbehörde selbst aus Sicherheitsgründen nicht hätte erteilt werden dürfen.
Auf der Grundlage seiner Forschungen zu solchen „Verwaltungsdesastern" widmet sich der Vortrag von Prof. Dr. W. Seibel (Konstanz) der Frage, was im Einzelfall ein solches Behördenversagen auslösen kann und welche Lehren daraus gezogen werden sollten. Die These ist, dass die Ursachen unter anerem im Unterschätzen von Risikozonen arbeitsteiliger Aufgabenerledigung liegen, die jedoch im Prinzip beherrschbar sind. Die Beherrschung von Risiken ist allerdings eine Führungsfrage und hier liegt oft das eigentliche Problem. Vor allem an der Schnittstelle zwischen politischer und fachlicher Rationalität kann unangemessenes Führungsverhalten zu falschen Kompromissen und Fehlentscheidungen führen.
Literatur: W. Seibel / K. Klamann / H. Treis: Verwaltungsdesaster. Frankfurt/M.: Campus 2017
Leitung: Prof. Dr. Tobias Trappe