Veranstaltungsbericht Symposium für E-Government und Digitalisierung

Ein Roboter steht auf einem Tisch, daneben ist ein Rednerpult zu sehen.
Zu Gast in diesem Jahr war auch der soziale Roboter „NAO“

Soziale Roboter – ein Blick in die Zukunft der Verwaltung?!

Das 4. Symposium für E-Government und Digitalisierung widmete sich in diesem Jahr dem Thema Soziale Roboter als mögliche Kollegen der Zukunft von Verwaltungen und richtete sich an Studierende der Kommunalverwaltung am HSPV-Studienort Gelsenkirchen / Herne. Am 28. November 2023 konnten sich rund 120 Nachwuchskräfte in den Räumlichkeiten der Zentralverwaltung vielfältig über Künstliche Intelligenz (KI) und soziale Robotik informieren – und diese darüber hinaus sogar live erleben. Neben den Vorträgen der eingeladenen Expertinnen und Experten, gewährte Gast „NAO“ einen ersten Einblick in die technologischen Möglichkeiten von heute. Initiiert und moderiert wurde das Symposium von Prof. Dr. Andreas Gourmelon, Barbara Hinse (beide hauptamtlich Lehrende) und Esther Herfurth (wissenschaftliche Mitarbeiterin).

Die Veranstaltung stand im thematischen Kontext des hohen Personalmangels im öffentlichen Sektor, der durch gegenwärtige Entwicklungen, wie den Fachkräftemangel und die anstehenden Pensionierungswellen der Babyboomer-Generation, verstärkt wird. Diese Entwicklungen verlangen nach entsprechenden Bewältigungsstrategien seitens der Verwaltungen, die gleichzeitig mit der Herausforderung konfrontiert werden, den Ansprüchen einer stark diversifizierten Gesellschaft an bedarfsgerechten Dienstleistungen zu genügen.

Eine Abmilderung dieser Problematik können Roboter mit sozial-interaktiven Fähigkeiten bewirken. Soziale Roboter sind in der Lage, menschenähnliches Verhalten zu simulieren und soziale Interaktion zu ermöglichen. Dabei befähigt der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) sie inzwischen dazu, die Emotionen des Gegenübers zu erkennen und sich mit Gestik und Mimik der Interaktion anzupassen. Ihr Einsatz ist darauf ausgerichtet, soziale Aufgaben zu übernehmen, wodurch die Beschäftigten beispielsweise in Kommunalverwaltungen von Routinetätigkeiten entlastet werden und sich komplexeren Aufgaben widmen können.

Das Ziel des Symposiums lag darin, die Studierenden über aktuelle Trends und technologische Möglichkeiten (im Verwaltungskontext) zu informieren. Die Vorträge und ihre aktive Beteiligung an der Diskussion, sollten sie für eine Mitgestaltung der Techniktransformation bei ihrem späteren Einsatz in der Kommunalverwaltung motivieren.

Vorträge

Zu Beginn übernahm Prof. Dr. Andreas Gourmelon die Begrüßung und teilte sich das Wort zur Einführung in die Thematik mit dem sozialen Roboter „NAO“. Vier der fünf Referentinnen und Referenten forschen in dem vom BMBF geförderten Verbundprojekt „RuhrBots“, an dem auch die HSPV NRW beteiligt ist. Deren Expertise konnte durch die praktischen Erfahrungen von Pierre Golz, Digital Chief Officer bei der Stadt Herne, ergänzt werden.

  • Den Anfang machte Dr. Carolin Straßmann von der Hochschule Ruhr West, die zunächst auf die Definition von sozialen Robotern in Abgrenzung zu anderen Arten einging und die Auswirkungen der Mensch-Roboter-Interaktion darstellte. Dabei widmete sie sich vor allem der Erklärung, was Roboter „sozial“ macht und wodurch soziale Effekte beeinflusst werden. Sie beendete ihren Vortrag mit der Frage an das Publikum, ob wir bei der Technikentwicklung „zu sozial“ seien.
     
  • Daran knüpfte Dr. Alexander Arntz, ebenfalls von der Hochschule Ruhr West, mit aktuellen Möglichkeiten der Technik an, indem er erläuterte, wodurch sich KI auszeichnet, wie diese zu unterscheiden ist und was aktuelle Herausforderungen in der Robotik sind. Mit einer abschließenden Einschätzung über die künftige Relevanz in Verwaltungen leitete er direkt zum nächsten Vortrag über.
     
  • Einen Blick in die Zukunft Künstlicher Intelligenz gab Prof. Dr. Edwin Naroska von der Hochschule Niederrhein, der nicht nur künftige Anwendungsfelder von KI in der Verwaltung präsentierte, sondern die KI (ChatGPT) auch selbst gefragt hat, wo mögliche Probleme und Chancen liegen könnten. Mit einer Darstellung von drei denkbaren Zukunftsszenarien des Zusammenlebens von Menschen und Robotern kam er am Ende zu der rhetorischen Frage, ob wir diesbezüglich überhaupt noch Entscheidungsmacht haben oder ob wir bereits „getrieben“ werden.
     
  • Vor diesem Kontext erläuterte Rita Zöllner von der Evangelischen Hochschule Nürnberg, wie man KI und Robotik aus ethischer Perspektive bewerten kann und welche Fragestellungen dabei zu berücksichtigen sind. Sie verdeutlichte dies am sogenannten Collingridge-Dilemma, was sich dadurch auszeichnet, dass während des Entwicklungsprozesses zwar das Wissen über die Technologie konstant ansteigt, gleichzeitig aber die Gestaltungsmöglichkeiten immer weiter abnehmen. So gilt es zu hinterfragen, welche Art des sozialen Miteinanders von Mensch und Maschine erstrebenswert ist und welche Chancen sowie Risiken damit einhergehen.
     
  • Pierre Golz von der Stadt Herne rundete die Vorträge schließlich mit einer Bestandsanalyse der gegenwärtigen Einsatzmöglichkeiten von Künstlicher Intelligenz in Kommunalverwaltungen und durch die Vorstellung unterschiedlicher Smart City-Projekte ab. Dabei plädierte er dafür, die Funktionsweisen von KI zu verstehen und ihre Grenzen zu erkennen, um die Potenziale bewusst für die innovationsfähige Gestaltung des öffentlichen Sektors zu nutzen.

Bilder Vorträge

  • Aufnahme von Prof. Dr. Andreas Gourmelon am Rednerpult.
    Begrüßung durch Prof. Dr. Andreas Gourmelon (und „NAO“)
  • Aufnahme von Dr. Carolin Straßmann am Rednerpult.
    Dr. Carolin Straßmann
  • Aufnahme von Dr. Alexander Arntz am Rednerpult.
    Dr. Alexander Arntz
  • Aufnahme von Prof. Dr. Edwin Naroska am Rednerpult.
    Prof. Dr. Edwin Naroska
  • Aufnahme von Rita Zöllner am Rednerpult.
    Rita Zöllner
  • Aufnahme von Pierre Golz am Rednerpult.
    Pierre Golz
  • Aufnahme des Publikums.
    Aufnahme des Publikums

Gruppenarbeitsphase

Nach den Vorträgen folgte eine Gruppenarbeitsphase, bei der die Studierenden jeweils in Kleingruppen die Chancen und Risiken des Robotereinsatzes erörterten und Fragen an die Expertinnen und Experten formulierten, die anschließend im Plenum diskutiert wurden.

Bilder Gruppenarbeitsphase

  • Aufnahme aus der Gruppenarbeitsphase.
    Gruppenarbeitsphase
  • Aufnahme der Teilnehmenden während der Gruppenarbeitsphase.
    Aufnahme aus der Gruppenarbeitsphase
  • Gruppenfoto der Referentinnen und Referenten.
    Die Referentinnen und Referenten
  • Aufnahme aus der Plenumsdiskussion.
    Aufnahme aus der Plenumsdiskussion
  • Aufnahme aus der Plenumsdiskussion.
    Plenumsdiskussion

Am Ende wurden die Studierenden gebeten, sich ein zweites Mal an einer Umfrage zum Thema soziale Roboter zu beteiligen, an der sie bereits vor Beginn der Veranstaltung teilgenommen hatten. Die Ergebnisse wurden anschließend von Esther Herfurth, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin der HSPV NRW im Projekt „RuhrBots“ arbeitet, kurz dargestellt und interpretiert.

Der Vorher-Nachher-Vergleich zeigt: Die Studierende der HSPV NRW sind positiv aufgeschlossen gegenüber sozialen Robotern und bewerten diese mehrheitlich als chancenreich. Die größte Chance sehen sie darin, dass der Robotereinsatz eine Maßnahme gegen den hohen Personalmangel im öffentlichen Sektor darstellten könnte. Demgegenüber erkennen sie aber auch (nach der zweiten Befragung) vor allem das Risiko, dass ältere Menschen durch die Technik „abgehängt“ werden könnten. Insgesamt können sich die Studierenden zu beiden Befragungszeitpunkten einen sozialen Roboter als künftigen Kollegen in Verwaltungen vorstellen.

Durch die Unterstützung der Kolleginnen und Kollegen aus der Zentralverwaltung sowie der Lehrbeauftragten des Fachbereichs E-Government an der HSPV NRW ist das Symposium ein voller Erfolg geworden.