Rückblick | Erlebniswelt Rechtsextremismus Symposium zu den Methoden und Mitteln von Rechtsextremisten im 21. Jahrhundert
- Christopher, Schlinkert
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Symposium zu den Methoden und Mitteln von Rechtsextremisten im 21. Jahrhundert
Die Fachhochschule für öffentliche Verwaltung (FHöV NRW) hat mit einem zugegeben bewusst so angelegten und ggf. auch „Irritationen verursachenden Titel“ Expertinnen und Experten aus den Bereichen der Hochschulen, der Kreispolizeibehörden sowie der Stadtverwaltung und dem Schulwesen ein Forum für den Bürgerdialog geschaffen, um sich einem gesellschaftlich mehr als bedeutsamen Thema zu widmen und dabei die eigene Expertise zur Verfügung zu stellen. Nach dem Teil der Begrüßung am 24. Februar 2015 durch die Schirmherren der Veranstaltung, dem Oberbürgermeister der Stadt Gelsenkirchen, Frank Baranowski sowie dem Präsidenten der FHöV NRW, Reinhard Mokros, erfuhren die Gäste im ersten Block der Veranstaltung, wie subtil gegenwärtig die Rekrutierung von jungen Menschen für die Ideologie von Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Fremdenhass funktioniert und woran z.B. Eltern, Lehrer und sonstige verantwortliche Teile der Gesellschaft Anwerbungsversuche und rechtsextremistische Beeinflussung erkennen und wie sie ihnen im Sinne der Demokratisierung begegnen können. Der Fokus richtete sich dabei auf drei Erlebniswelten. Zu Beginn informierte Dr. Thomas Pfeiffer vom Ministerium für Inneres und Kommunales (MIK NRW) über das neue Image, dessen sich die Rechtsextremisten bedienen, um eine Vielzahl jugendtypischer Strömungen für die Zwecke der politischen Beeinflussung eines potenziellen Nachwuchses zu missbrauchen. So ging es u.a. um die Themen Musik, Internet, Kameradschaftsabende und das Agieren der Rechten am Rande der Legalität. Die Faszination der Musik war das Thema von Dr. phil. habil. Yvonne Wasserloos von der Robert-Schumann-Musikhochschule in Düsseldorf, die am Beispiel der Gruppierung „Die Unsterblichen“ interessante Bezüge zwischen der wissenschaftlich begründeten Wirkung von Musik und den vorrangig in sozialen Netzwerken und Internetforen eingesetzten Inszenierungen von rechtsextremistischen Gruppierungen herstellte. Als dritte Erlebniswelt rückte dann mit Martin Winands vom Institut für Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld das Thema „Fußball“ in den Mittelpunkt der Betrachtung. In diesem Beitrag ging es vorrangig um die Darstellung der Sozialisierung junger Menschen innerhalb der Ultra-Gruppierungen und den damit verbundenen Einstiegsmöglichkeiten für Rechte, um auch hier junge Menschen mit den Zielen nationalsozialistischer Bestrebungen zu konfrontieren und sie für eigene Zwecke zu gewinnen. In diesem Beitrag ging es auch um die Konfliktlinien zwischen den Ultras und der Polizei, denn auch ein gemeinsames Feindbild verbindet. Und genau an dieser Stelle zeigte sich die besondere Bedeutung der Sozialarbeit in den Fanprojekten als der Teil der Gesellschaft, der im Sinne eines Dialogs bestehende Konflikte erkennt und mit den beteiligten Parteien als Vermittler bearbeitet. Hierzu konnten zwei Experten aus der sich anschließenden Expertenrunde authentisch Stellung nehmen: Mit Markus Mau vom Fanprojekt des FC Schalke 04 und Robert Claus als wissenschaftlicher Berater von Borussia Dortmund waren gleich zwei Experten auf der Bühne, die eindrucksvoll von den strategischen Bemühungen beider Vereine berichteten. Im Kern einer Vielzahl von Aktivitäten geht es einerseits darum, sich der nationalsozialistischen Vergangenheit und ihrer Gräueltaten zu stellen und andererseits die kompromisslose Bereitschaft und das Engagement der beiden Ruhrgebietsvereine für ein respektvolles und wertschätzendes Miteinander von Sportlern, Fans und Vereinsführung zu leben. Dabei werden sie auch gut unterstützt durch den Deutschen Fußballbund (DFB), der mit seinem Beauftragten für Gesellschaftliche Verantwortung, Prof. Dr. Gunter A. Pilz einen ausgewiesenen Experten entsandte. Hier wurde deutlich, dass der DFB z.B. durch die sogenannte „Zukunftswerkstatt“ einen gewichtigen Schritt in die richtige Richtung geht. Hierbei geht es u.a. um die „Kooperation zwischen den Sicherheitsbehörden und den Fangruppierungen“ und damit auch um die Schließung eines der zahlreichen Einfallstore für die Rechten zur Gewinnung junger Menschen für rechtsextremistische Einstellungen und Verhalten. Das Ganze hat auch Geschichte und mit Prof. Dr. Stefan Goch, dem Leiter des Institutes für Stadtgeschichte der Stadt Gelsenkirchen, wurde der Fokus auf die Zeit von 1933 bis 1945 geworfen und damit auf den Bericht zur historischen Aufarbeitung der Geschichte des FC Schalke 04 in der Zeit des Nationalsozialismus. Weil häufig der Blick von außen für neue Perspektiven sorgt, wurde mit Ronny Blaschke ein in der Fußballerlebniswelt mehr als kundiger Sportjournalist zu dem Bild befragt, das sich ihm bei seinen Recherchen in den Stadien der Ligen zeigt. Weil es ja eine dem Bürgerdialog gewidmete Veranstaltung war, kamen die Bürgerinnen und Bürger, Studierende und Dozenten/-innen und alle Interessierten im zweiten Teil der Veranstaltung ganz auf ihre Kosten. Im sogenannten „World-Cafe“ konnten sie hautnah mit den Experten/-innen aus dem Teil 1 in den Austausch gehen. Was auch sehr gut genutzt worden ist.
Für den musikalischen Rahmen sorgte das Landespolizeiorchester unter der Leitung von Hans Steinmeier in gewohnt professioneller Art und Weise. Somit bot sich unseren Gästen auch ein musikalischer Hochgenuss.
Und nicht zuletzt war es der Ort, der dem Ganzen einen ehrwürdigen Rahmen gab. Das Hans-Sachs-Haus, mitten im Herzen der Stadt Gelsenkirchen wurde so gewissermaßen zum Bindeglied zwischen den Menschen der Region und der Hochschule der Verwaltung.
Dies alles ermutigt uns, die Moderatoren, Prof. Dr. Thomas Grumke und PD Claus-Peter Schuch M.A. sowie das der FHöV NRW zugehörige Institut für Polizei- und Kriminalwissenschaften diesen begonnenen Bürgerdialog zu vertiefen.