Professionell lehren an der FHöV NRWAbstracts der Projekte des hochschuldidaktischen Zertifikatsprogramms

  • Maria Flück
  • Weiterbildung intern
  • Veranstaltungen
https://pixabay.com/
https://pixabay.com/

Am 17. März 2017 konnten zum zweiten Mal die hochschuldidaktischen Gesamt-Zertifikate „Professionell lehren an der FHöV NRW“ vergeben werden.

Hierüber wurde im April-Newsletter berichtet. Das modular aufgebaute Qualifizierungsangebot zur hochschuldidaktischen Professionalisierung umfasste ein umfangreiches Programm. Am Ende standen die Entwicklung, die Durchführung sowie die Evaluation eines innovativen Projektes.

Die von den Absolventinnen und Absolventen des Zertifikatsprogramms verfassten Abstracts geben einen ersten Überblick über die Projekte. Erstmalig wurde den Lehrenden angeboten, ihre Präsentationen im Rahmen des Abschlussworkshops per Video aufzeichnen zu lassen. Beispiele stehen zur Ansicht auf der FHöV-eigenen Plattform VIMP zur Verfügung.


Schlüsselkompetenzen erwerben: E-Portfolio für die Juristische Methodik

Im Modul 2.1 Juristische Methodik (S1) werden grundlegende Handlungskompetenzen vermittelt. Diese sind für alle juristischen Module aller Studiengänge im Fachbereich AV/R fundamental. Im Kern geht es um den Erwerb von Handlungskompetenzen (Normanalyse, Gesetzesauslegung und -anwendung etc.). Der Kompetenzerwerb setzt zwingend voraus, dass die methodischen Techniken eingeübt, wiederholt, angewandt, vertieft und reflektiert werden. Der dafür erforderliche Aufwand geht über das im Rahmen des Präsenzstudiums Leistbare hinaus. Etliche Studierende sind sich der Bedeutung des selbständigen Lernens an der Hochschule noch nicht bewusst; manche Studierende sind wenig leistungsbereit; andere können Hilfestellungen zur Reflexion des Kompetenzerwerbs gebrauchen. Erfahrungsgemäß scheitern etliche in späteren Modulen gerade daran, dass sie die juristischen Kompetenzen nicht ausreichend erworben haben. Für Lehrende ist (auch weil nur ein Teilnahmenachweis vor-gesehen ist) der individuelle Lernerfolg der Studierenden während der kurzen Laufzeit dieses Moduls oft nur schwer ersichtlich. In diesem Projekt wird mit den ILIAS-Tools der Übung und des E-Portfolios ein Rahmen geschaffen, um die zentralen Handlungskompetenzen Schritt für Schritt in einer Weise zu vermitteln, die einerseits eine bewusste Selbstkontrolle und Reflexion durch die Studierenden ermöglicht und andererseits eine effektive Peer-Kontrolle und Begleitung durch den Lehrenden sicherstellt. Für einen detaillierten Einblick in das Projekt steht Ihnen das Video der Projektpräsentation zur Verfügung.

Prof. Dr. Thorsten Attendorn, Abteilung Gelsenkirchen, Studienort Dortmund, Fachbereich AV/R. Fächer: Juristische Methodik, Allgemeines Verwaltungsrecht, Umweltverwaltung.
Kontakt: thorsten.attendorn(at)fhoev.nrw.de

 


Wikis im Selbststudium – Wissensmanagement im Fach Ethik

Um dem Selbststudium eine Struktur zu geben, sollen parallel zu den Lerneinheiten im Modul GS 1.6 Ethik des Polizeivollzugsdienstes Wiki-Seiten auf der Lernplattform ILIAS erstellt werden, die den Inhalt der Unterrichtsstunde zusammenfassen, vertiefen sowie mit Zitaten und Literaturangaben versehen. Die Beiträge der Studierenden stellen die Teilleistung eines Kurzexzerpts dar, sodass jede/r Studierende eine thematische Wiki-Seite erstellen muss. Die einzelnen Wiki-Seiten sind dem für ethische Arbeiten oft herangezogenen Dreischritt von „Sehen, Urteilen und Handeln“ zugeordnet, sodass im späteren Verlauf des Studiums beim Schreiben von wissenschaftlichen Arbeiten auf dieses Schema und auf die in den Wiki-Seiten zusammengefassten Informationen von den Studierenden zurückgegriffen werden kann. Die Wiki-Seiten müssen nicht auf einen Kurs beschränkt bleiben, sondern können kursübergreifend angelegt werden. Es ist sogar denkbar, dass nachfolgende Jahrgänge das Wiki-System immer weiter ausbauen und verfeinern, sodass ein wirkliches Wissensmanagement für das Fach Ethik mit konkretem Anwendungsbezug entsteht, was einen Mehrwert zu bekannten Wikis darstellen würde.

Dr. Markus Borzymski, ehem. Abteilung Gelsenkirchen, Fachbereich Polizei. Fach: Ethik.
Kontakt: markus.borzymski@fhoev.nrw.de sowie @borzymski.de

 

Weiterbildungsangebot für Lehrende und Lehrbeauftragte im Modul Training Sozialer Kompetenzen: Rollen“spiele“ effektiv gestalten

Das Angebot soll Lehrende und Lehrbeauftragte, die bisher aus unterschiedlichsten Gründen die Methode „Rollenspiel“ in ihrem „Training Sozialer Kompetenzen“ (TSK) nur wenig anwenden konnten, motivieren und in die Lage versetzen, diese Methode in ihren künftigen Trainings konsequent zu nutzen. Dies soll dem Hauptziel dienen, den Studierenden in ihren TSK-Modulen die „Lust“ an der Übung zu vermitteln. Die Studierenden erlernen dort Techniken, auf die sie in ihrer direkten beruflichen Praxis „handwerklich“ und nicht nur theoretisch/wissend zurückgreifen müssen. Sie sollen daher das Rollenspiel als präferierte Lehrmethode erleben und ein gutes Verhaltensrepertoire für die Berufspraxis erwerben. Das zweitägige Training soll Trainerinnen und Trainer, die in den drei Modulen des Trainings Sozialer Kompetenzen (TSK1-3) tätig sind, in die Lage versetzen, situations- und teilnehmergerecht praxisnahe Übungen mit Studierenden durchzuführen und diese flexibel einzusetzen. Der Mehrwert von Teamteaching und Videoeinsatz soll deutlich werden.

Hennig, Georg, Abteilung Köln, Fachbereich Polizei. Module: Training Sozialer Kompetenzen und Berufsrollenreflexion.
Kontakt: georg.hennig@polizei.nrw.de oder .hennig@fhoev.nrw.de

 

Forschendes Lernen an der FHöV am Beispiel Polizeigeschichte: „Handlungsspielräume von Polizisten im Nationalsozialismus“

Das Lehrprojekt ist als „forschendes Lernen“ angelegt und findet im Rahmen eines Hauptseminars des Polizeivollzugsdienstes im Studienabschnitt HS 2.4 statt. Die Studierenden werden im Rahmen des Hauptseminars eigenständig soziologische, polizeihistorische und (sozial-)psychologische Fragestellungen er- und bearbeiten. Dazu werden die Studierenden am „Geschichtsort Villa ten Hompel“ in Münster sowohl mit Primär- als auch mit Sekundärquellen arbeiten. Damit wird „die Verbindung der beiden zentralen Handlungsfelder ‚Forschung‘ und ‚Lehre´“ (Gotzen et al, 2015) hergestellt und betont, denn für das „forschenden Lernen“ reicht ein einfaches Reproduzieren von Wissen und Inhalten nicht mehr aus: Nun müssen die Studierenden von dem vorhandenen Wissen abstrahieren und dieses zu dem im Laufe des Forschungsprojekts geschaffenen Wissen in Beziehung setzen. Durch das hohe Maß eigenständiger Forschungs- und Lernarbeit wird ein nachhaltiges Lernen ermöglicht. Insgesamt entspricht der Ansatz des forschenden Lernens den zentralen Zielen der hochschulischen Ausbildung, nämlich „Studierende zu befähigen, auch in variablen, komplexen, nicht vorhersehbaren Situationen erfolgreich zu handeln. Dafür ist eine umfassende Handlungskompetenz notwendig […] Die Rezeption und Reproduktion von Wissen reicht für die Ausbildung von Handlungskompetenzen nicht aus – dafür bedarf es Lerngelegenheiten, in denen Studierende eigentätig komplexe Anforderungen meistern, wie es im Problemorientierten, Projektbasierten und im Forschenden Lernen angelegt ist.“ (Gotzen et al.,2015, S. 2.)

Dr. Christoph Riederer, Abteilung Münster, Fachbereich Polizei und AV/R. Fächer: Politikwissenschaft, Soziologie und TSK.
Kontakt: Christoph.Riederer@fhoev.nrw.de

 

„RatssitzungLive in Inspektoringen“ – Ein kommunalrechtliches Planspiel. Game Based Learning im Kommunalrecht – Ein neuer Ansatz in der juristischen Fachdidaktik

Das Planspiel wurde im Rahmen der Fächer Kommunalrecht und Kommunale Selbstverwaltung durchgeführt. Hauptziel für die Integration der neuartigen Lehrform in den Bereich der Verwaltung ist die praktische Anwendung und die Wiederholung der klausurrelevanten Inhalte. Die Studierenden haben die Vorschriften nicht nur verstanden, sondern können diese auch in die Praxis umsetzen. Die Studierenden vertreten im Rahmen einer fiktiven Ratssitzung unterschiedliche politische Fraktionen, den Oberbürgermeister sowie die Verwaltung und erleben damit selbstständig kommunale Politik. Das Besondere an dem Format ist, dass die Aufgabenstellung klar vorgegeben ist und das Setting möglichst realitätsnah gehalten wird, der Ausgang der Ratssitzung sowie die Ergebnisse des Rollenspiels jedoch vollkommen offen sind und den Teilnehmenden Spielräume zur Gestaltung gelassen werden.

Prof. Dr. Michael Schmitz, Abteilung Köln, Fachbereich AV/R. Fächer: Kommunalrecht, Allgemeines Verwaltungsrecht, Staatsrecht, Verwaltungsprozessrecht.
Kontakt: michael.schmitz@fhoev.nrw.de

 

Fächerübergreifendes Lernen durch strukturiertes Erarbeiten von rechtlichen Lösungsmustern anhand eines konkreten, komplexen polizeilichen Lebenssachverhaltes

Im Rahmen eines Hauptseminars sollen die Studierenden bei einem Lebenssachverhalt, der in Szenarien dargestellt wird, unterschiedliche, (verkehrs-)rechtliche Problemstellungen erkennen, Lösungsmuster erarbeiten und daraus konkrete Handlungsmöglichkeiten ableiten. Die vorgegebenen Szenarien werden durch Lagefortschreibungen zeitlich versetzt ins Hauptseminar eingebracht. Die Studierenden lernen polizeiliche Lagebewältigung unter besonderer Berücksichtigung der sich damit immer wieder neu ergebenden rechtlichen Problemfelder. Für einen detaillierten Einblick in das Projekt steht Ihnen das Video der Projektpräsentation zur Verfügung.

Dietmar Schneider, Abteilung Münster, Fachbereich Polizei. Fächer: Verkehrsrecht/Verkehrslehre.
Kontakt: Dietmar.Schneider2@polizei.nrw.de

 

Nachhaltiges Lernen im Bereich der Kriminalwissenschaften

Das Projekt wurde im Rahmen eines Proseminars im Hauptstudium 1 im Fachbereich Polizei durchgeführt. Hauptgrund für diese neue Art des Proseminars war die Erkenntnis, dass viele Studierende den fachlichen Stoff vor einer Prüfungsleistung lediglich auswendig lernen und nach kurzer Zeit wieder vergessen haben. Das Projekt zielte darauf ab, fachliche Inhalte mit einer Lernmethode zu verbinden und somit nachhaltiges Lernen zu ermöglichen. Die Studierenden mussten dazu in ihren Hausarbeiten einen Teil der kriminalistischen Fallanalyse auswählen und diese fachlichen Inhalte mit einer frei wählbaren Lernmethode verbinden. Dies war anhand eines selbst gewählten Sachverhalts zu erläutern. Die Erstellung eines Lernmediums wurde angestrebt. Das Seminar wurde von zwei Dozenten im Teamteaching durchgeführt, was von den Studierenden positiv aufgenommen wurde, für weitere Anwendungen aber nicht zwingend notwendig ist. Eine Evaluation am Ende des Seminars führte unter anderem zu dem Ergebnis, dass viele Studierende überrascht waren, dass ihnen das Lernen mit einer Lernmethode leichter fiel. Eine eigene Rückschau ergab, dass diese Form der Lehrveranstaltung auf andere Lehr- und Lernformate an der FHöV NRW übertragen werden kann. Vorzugsweise bietet sich das Hauptseminar an, da die Struktur ähnlich ist und die Studierenden dort ebenfalls eine schriftliche Arbeit (Seminararbeit) verfassen müssen.

Norbert Wolf, Studienort Mülheim an der Ruhr, Fachbereich Polizei. Fächer: Kriminalistik und Kriminologie. Kontakt: norbert.wolf@fhoev.nrw.de

 

Schreibkompetenz von Studierenden erhöhen

Die Bachelorstudiengänge an der FHöV NRW bieten für Studierende wenig formalisierte Anlässe zur eigenständigen Textproduktion. Dies gilt sowohl für Anlässe, um das wissenschaftliche Schreiben zu perfektionieren als auch für Anlässe, um das Schreiben von Klausuren sowie das berufsbezogene, professionelle Schreiben zu üben. In den Studiengängen KVD und PVD müssen die Studierenden jedoch über Kompetenzen im wissenschaftlichen Schreiben verfügen, wenn sie ihre Bachelor-Thesis verfassen. Spätestens, wenn sie nach dem dritten Studienjahr in eine Behörde wechseln, wird auch ihre Kompetenz im Abfassen professioneller Texte abgefragt. Da man Schreiben aber nur über Schreiben lernen kann (vgl. Lahm, Schreiben in der Lehre, 2016), entstand die Idee zu einem Projekt, in dem durch gezielte Schreibaufträge im Rahmen des Fachunterrichts versucht wird, die Studierenden beim Erwerb von Schreibkompetenz (writing literacy) zu unterstützen. Nach intensiver Beschäftigung mit dem Thema stellt sich eigentlich gar nicht die Frage, ob Dozentinnen/Dozenten der FHöV NRW, darauf hinwirken sollten, die Schreibleistungen ihrer Studierenden zu verbessern. Es geht vielmehr darum, wie dies im Hinblick auf die erwarteten Schreibleistungen in den unterschiedlichsten Facetten und Fächern optimal erreicht werden kann. Die vorliegenden Lehrversuche und -konzepte zeigen, dass es möglich ist, sich dieser Thematik anzunehmen, ohne in hohem Maße Veranstaltungszeit zu „verschwenden“.

Ulrike Waltenberg, Hauptamtliche Dozentin in Dortmund, Fachbereich Allgemeine Verwaltung. Fächer: Verwaltungsmanagement und Organisation, Personalmanagement, Öffentliche Betriebswirtschaftslehre, Organisationspsychologie und -soziologie.
Kontakt: ulrike.waltenberg@fhoev.nrw.de

Bernd Brandhoff, Hauptamtlicher Dozent in Dortmund, Fachbereich Polizei. Fächer: Kriminalistik/Kriminaltechnik.
Kontakt: bernd.brandhoff@fhoev.nrw.de