Einsatz digitaler Medien in der Lehre Von der Präsenzlehre zum digitalen Lehren und Lernen

Die Corona-Pandemie hat gezeigt: Bei einer ungeplanten Umstellung von Präsenzlehre auf digitales Lehren und Lernen gibt es viele Herausforderungen zu meistern. Mit unserer Themenreihe möchten wir einige wichtige Aspekte von Online-Lehre aufgreifen, um Lehrende bei der Umsetzung ihrer digitalen Lehre zu unterstützen.

In den letzten Monaten wurde der Studienbetrieb an der HSPV NRW hauptsächlich, und zeitweise auch ausschließlich, online durchgeführt. Statt klassischer Präsenzlehre wurden alternative Lehr-Lern-Formate genutzt, insbesondere unter Einsatz digitaler Medien und Tools. Spätestens dabei haben viele Lehrende festgestellt, dass klassische Präsenzlehre sich nicht einfach eins zu eins in ein Online-Format übertragen lässt.

Auch wenn der Präsenzbetrieb an der HSPV NRW zum neuen Studienjahr wieder aufgenommen wird, ist es für Lehrende sinnvoll, sich mit digitalem Lehren und Lernen auseinanderzusetzen – nicht nur für den Fall, dass kurzfristig wieder auf einen Studienbetrieb im Online-Format umgestellt wird, sondern auch, um sich dem Thema Lehren und Lernen mit digitalen Medien allgemein zuzuwenden.

Mit unserer Themenreihe „Didaktische Hinweise zum Einsatz digitaler Medien in der Lehre“ wollen wir, das Zentrum für Hochschuldidaktik, E-Learning und Medien der HSPV NRW, Lehrenden in den kommenden Wochen viele nützliche Informationen und praktische Tipps zur didaktischen Planung, Umsetzung und Gestaltung ihrer Lehre mithilfe digitaler Instrumente an die Hand geben.

Dabei möchten wir Lehrenden erste Antworten auf verschiedene Fragen rund um den Einsatz von Online-Lehre geben:

  • Was ist bei der didaktischen Gestaltung von digitaler Lehre zu beachten und wie bereite ich mich auf eine Online-Sitzung vor?
  • Wie können digitale Tools und Medien in der Online-Lehre genutzt werden, um synchrones und asynchrones Lehren und Lernen durchzuführen und sinnvoll miteinander zu verknüpfen?
  • Welche Herausforderungen bringt Online-Lehre aus der Perspektive der Studierenden mit sich und wie können Lehrende sie dabei unterstützen, mit diesen Herausforderungen umzugehen?
  • Wie kann auch in der digitalen Lehre der persönliche Kontakt zu den Studierenden mit Blick auf Kommunikation, Betreuung und Feedback hergestellt werden?

Zum Abschluss der Themenreihe stellen wir einige Best-Practice-Beispiele zum Einsatz von interaktiven und aktivierenden Methoden für die Online-Lehre zur Verfügung. Sie sollen als Orientierung und Ideengeber für die eigene digitale Lehre dienen. Ganz nach dem Baukastenprinzip können Lehrende einzelne Elemente und Methoden auswählen, neu kombinieren und gezielt auf ihre Online-Lehre anpassen.

 

Teil 1: Synchrones und asynchrones Lehren und Lernen online

Im ersten Teil unserer Themenreihe beschäftigen wir uns damit, wie Lehre online mit digitalen Medien didaktisch sinnvoll und lernfördernd gestaltet werden kann. Dazu nehmen wir in diesem Artikel den synchronen und asynchronen Einsatz von digitalen Tools und Methoden in den Blick.

Synchrone Lehre bedeutet, dass Studierende und Lehrende im Rahmen eines Lehr-Lern-Prozesses gleichzeitig aufeinandertreffen. Bei klassischer Präsenzlehre im regulären Studienbetrieb passiert das automatisch: Hier treffen sich Lehrpersonen und Studierende üblicherweise in Seminarräumen zu den einzelnen Lehrveranstaltungssitzungen. Auf der anderen Seite bedeutet asynchrone Lehre, dass die Lehre zeitversetzt stattfindet und Lernende sich zeitlich flexibel und selbstgesteuert, zum Beispiel im Rahmen des Selbststudiums, mit bereitgestellten Lerninhalten oder Aufgaben auseinandersetzen.

Auch bei den digitalen Lehr- und Lernformaten lässt sich auf der zeitlichen Ebene der Kommunikation zwischen synchron und asynchron unterscheiden: Bei der synchronen Online-Lehre treffen sich die Beteiligten gleichzeitig in einer virtuellen Umgebung, wie in einer Videokonferenz; demgegenüber setzen sich Studierende in Phasen der asynchronen Online-Lehre zeitlich flexibel und selbstgesteuert mit online bereitgestellten Inhalten, zum Beispiel Texten oder Videos und Aufgaben, auseinander.

 

Ob für Lehrgespräche, Diskussionen oder Gruppenarbeiten – synchrone Online-Lehre ermöglicht Lehrenden und Studierenden in Echtzeit miteinander zu kommunizieren und zu interagieren. Deshalb bietet sich synchrones Lehren und Lernen in der digitalen Lehre vor allem dann an, wenn Kommunikation und Interaktion in Echtzeit zum Erreichen der Lern- und Kompetenzziele erforderlich sind.

Hier bieten unsere  Lernplattform ILIAS  und  Adobe Connect einen guten Rahmen für den Einsatz verschiedener synchroner Tools und Medien. Neben dem Online-Live-Seminar, das einen moderierten Austausch über Bild und Ton ermöglicht, können Lehrende Live-Umfragen auch in   LiveVotings oder Adobe Connect einsetzen. Diese ermöglichen den Lehrenden schnell und zuverlässig unter anderem Informationen über den Wissensstand der Studierenden einzuholen, um zum Beispiel nicht verstandene Inhalte zu wiederholen, Rückmeldungen zur Veranstaltung zu bekommen, den Einsatz bestimmter Methoden aus Sicht der Studierenden zu reflektieren, Meinungen zu einem Thema einzuholen oder auch um beispielsweise die Studierenden während der Online-Sitzung zu aktivieren.

Außerdem lassen sich mit Adobe Connect  Gruppenarbeiten in virtuellen Arbeitsräumen durchführen, in denen Studierende unter anderem Wissensinhalte selbstständig im Team erarbeiten und dabei unterschiedliche Perspektiven auf ein Thema zusammenbringen. Zusätzlich können Sie auch andere Tools wie  Pingo einbinden, um zum Beispiel mit einem Brainstorming das Vorwissen der Studierenden zu aktivieren: Die Studierenden können ihre Ideen und Gedanken über einen Link an Pingo senden und aus diesen Rückmeldungen wird automatisch eine Tagcloud beziehungsweise „Schlagwortwolke“ generiert; diese Visualisierung des Brainstormings können Lehrende dann über eine Bildschirmfreigabe für alle sichtbar machen und die Ergebnisse im Plenum besprechen.

Asynchrones Lehren und Lernen in der digitalen Lehre ermöglicht Studierenden, sich mit den online bereitgestellten Lerninhalten und Arbeitsaufträgen zeitlich flexibel auseinanderzusetzen. Die online bereitgestellten Informationen können von Studierenden in einem vorgesehenen Zeitrahmen angesehen und bearbeitet werden.

So ist es zum Beispiel in Phasen der reinen Wissensvermittlung in der digitalen Lehre oft sinnvoll, asynchrone Tools und Medien zu nutzen, damit sich Studierende in ihrem eigenen Lerntempo mit ihnen auseinandersetzen können. Hierfür können Lehrende den Studierenden auf ILIAS Skripte, Literatur, vertonte Präsentationen,  Lehrvideos oder Podcasts zur Verfügung stellen. ILIAS erlaubt auch die Einrichtung von  Tests zur Überprüfung des Lernerfolgs: Sie ermöglichen Studierenden eine Selbsteinschätzung und können beispielsweise als abschließende Aufgabe zu einer Lerneinheit dienen; die Ergebnisse können auch von den Lehrenden herangezogen werden und so beispielsweise zur Prüfung von Vorwissen und als Mittel der Kurssteuerung eingesetzt werden.

Auch wenn Studierende selbstständig Themen erarbeiten beziehungsweise Aufgaben bearbeiten sollen, bietet die Lernplattform  ILIAS verschiedene Tools für die asynchrone Lehre an: So können Lehrende unter anderem  Glossare sowie  Wikis einsetzen, um ihre Studierenden beispielsweise Begriffe definieren und Wissenssammlungen erarbeiten zu lassen, in denen verschiedene Fachinhalte und ihre Beziehungen zueinander übersichtlich dargestellt werden. Hierbei wird auch Wissen gesichert, welches die Studierenden zum Beispiel zur Klausurvorbereitung nutzen können; zusätzlich wird die Sozialkompetenz der Studierenden durch die Zusammenarbeit im Team gefördert.

Die Materialien und Aufgaben, die Lehrende ihren Studierenden für den Einsatz asynchroner Methoden online zur Verfügung stellen, sollten gut verständlich und immer mit Blick auf die angestrebten Lern- und Kompetenzziele ausgewählt und aufbereitet werden. Wenn hierfür Lehrmaterialien ganz neu erarbeitet werden, indem beispielsweise ein eigenes Lehrvideo erstellt wird, ist dies im ersten Schritt zwar oft mit einem gewissen Mehraufwand verbunden, kann aber in der Regel für zukünftige Lehrveranstaltung zum gleichen Thema erneut genutzt werden.

Oftmals bietet es sich an, synchrone und asynchrone Online-Lehre miteinander zu kombinieren. Mit Blick auf die bereits erwähnten digitalen Tools und Medien, bietet es sich zum Beispiel an, Studierenden Texte oder Lehrvideos online, mit konkreten Fragen, die sie als aktivierende Aufgabe dazu bearbeiten sollen, zur Verfügung zu stellen. In einer darauffolgenden synchronen Online‑Sitzung können Lehrende an die Lerninhalte anschließen: Die Studierenden können ihre Antworten vorstellen, Folgefragen diskutieren und sich somit Wissensinhalte aktiv zusammen erarbeiten.

Dies ist nur ein mögliches Beispiel dafür, wie sich synchrone und asynchrone Online-Lehre miteinander kombinieren lassen. Lehrende sollten die Entscheidung darüber, wann welche Tools, Medien und Methoden in der Online-Lehre eingesetzt werden, maßgeblich mit Blick auf die angestrebten Lern- und Kompetenzziele und die Prüfungsform treffen. Wenn diese beachtet werden, können Lehrende synchrone und asynchrone Online-Lehre auf verschiedenste Weise kreativ miteinander verknüpfen, um ihre digitale Lehre didaktisch sinnvoll und lernförderlich zu gestalten.

Didaktisch, methodisch, digital – Praxistipps für die Online-Lehre

In unserem Wiki „Didaktisch, methodisch, digital“ haben wir für Sie einige  Praxistipps für die Online-Lehre zusammengestellt.
Dabei werden didaktische Methoden mit konkreten Umsetzungsmöglichkeiten in den einzelnen Lehrveranstaltungsphasen in der digitalen Lehre verknüpft.