Studie zum Wert des Ehrenamts in NRWErgebnisse und politische Folgerungen im Landtag präsentiert
Für eine Gesellschaft ist bürgerschaftliches Engagement unbezahlbar, es stärkt die Demokratie und sorgt für sozialen Zusammenhalt. Aber lässt sich der Wert von Engagement auch monetär bemessen und was erwarten Engagierte in Punkto Rahmenbedingungen vom Staat beziehungsweise von den Kommunen?
Mit der Bearbeitung dieser Frage hatte die FDP-Landtagsfraktion NRW Anfang des Jahres Prof. Dr. Andrea Walter vom FHöV-Studienort Dortmund und Privatdozent Dr. Matthias Freise von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster beauftragt. Die zentralen Ergebnisse der Studie präsentierte Prof. Dr. Andrea Walter vergangene Woche gemeinsam mit FDP-Fraktionschef Christof Rasche im Rahmen eines Pressegesprächs im Düsseldorfer Landtag.
In ihrer Studie entwickeln Walter und Freise vier Modelle, mit denen sich der monetäre Wert des Ehrenamts in NRW berechnen lässt – von mind. 12,5 Mrd. € gehen die Wissenschaftler aus.
Dabei berücksichtigten sie unter anderem erstmals, inwiefern Engagierte spezifische Qualifikationen für die Ausübung ihres Ehrenamts erwerben beziehungsweise im Ehrenamt auf beruflich erworbene Kompetenzen zurückgreifen. Nach der im Rahmen der Studie durchgeführten Online-Befragung durch das Kölner Meinungsforschungsinstitut YouGov durchlaufen rund ein Viertel der Engagierten eine Qualifizierung, bevor sie ihr Engagement beginnen. Sie sind zudem durchschnittlich umfänglicher engagiert, als Engagierte ohne Qualifizierung. Die Top fünf bilden hier die Engagementfelder „Unfall-/Rettungsdienst" (zum Beispiel als Feuerwehrfrau), „Gesundheit" (etwa als Hospiz- oder Demenzbegleiter), „Erwachsenenbildung" (beispielsweise als Trainer in der politischen Bildung), „Justiz und Kriminalitätsvorbeugung/-bewältigung" (unter anderem als Opferhelferin) sowie „Sport" (zum Beispiel als Trainer oder Schiedsrichterin).
Bei der Gestaltung der Rahmenbedingungen sind neben Vereinen und Verbänden als Träger des Engagements vor allem Staat und Kommunen gefragt. „Engagierte wünschen sich primär öffentliche Anerkennung, Absicherung und möglichst wenig Bürokratie im Ehrenamt", betonte Prof. Dr. Andrea Walter. Viele gesellschaftliche Aufgaben könnten ohne spezielle Qualifizierung gar nicht von Engagierten übernommen werden. Dass die Bereitschaft zu oft umfangreichen Qualifizierungen jedoch nicht selbstverständlich ist, zeigt aktuell das Beispiel Schleswig-Holstein. Hier musste mit Grömitz bereits die vierte Gemeinde Bürger zum Feuerwehrdienst verpflichten, da Freiwillige fehlen.
Die FDP-Fraktion setzt sich für eine deutliche Aufwertung des Engagements in NRW ein, unter anderem soll – basierend auf den Ergebnissen der Studie – Engagement im öffentlichen Dienst stärker Anerkennung finden.
Die Studie wird zeitnah auf der Webseite der FDP-Landtagsfraktion NRW veröffentlicht.